Um das Jahr 1500 begann die große Wanderbewegung der Sherpa, die ursprünglich aus Ost-Tibet stammen. Über einen Zeitraum von mehr als 250 Jahren kamen die verschiedenen Clans in das Gebiet des heutigen Nord-Ost-Nepal. Die Ursachen für die Wanderung waren unter anderem die religiösen Konflikte seit der Zeit des 5. Dalai Lama, denn die Sherpa praktizieren (bis heute) noch die alte, ursprüngliche Form des tibetischen Buddhismus.
Diese unruhige Zeit führte sie nach und nach über die hohen Pässe um den Mount Everest nach Nepal – in ein weitgehend menschenleeres Gebiet und seine Täler. Vielleicht unterstützt dadurch, dass es in der Geschichte der Sherpas viele Hinweise auf ein „grünes, fruchtbares, verheissungsvolles Land hinter den Bergen“ gibt. So führen die Sherpas bis heute dort im nepalesischen Solu Khumbu ihre nomadische und pastorale Kultur fort.
Die Sherpas sind sehr agile, freiheitliche und selbstständige Menschen, und viele hat es in die Städte und ins Ausland gezogen, denn das Leben im Solu Khumbu ist schwierig und gefährlich; die Natur ist oft unerbittlich und bringt Monsunregen und Erdbeben in ein Gebiet, dass auf Grund der großen Höhe und der extremen Sonnenbestrahlung ohnehin extrem schwer zu bewirtschaften ist. Umso wichtiger ist die buddhistische Religion als identitätsstiftender und wesentlicher Bestandteil des Lebens. Die Klöster sind Zentren für Erziehung, Bildung und Entwicklung.
Aktuell leben etwas über 40.000 Menschen – hauptsächlich in Kathmandu und im Solu Khumbu in ihrer Sherpa Kultur. Viele Sherpas geben ihre ursprünglichen Berufe – oder sollte man es besser ihre Berufung nennen – auf. Sie arbeiten in handwerklichen Berufen und vor allem im Tourismus und tun es Tenzing Norgay gleich. Auf ihn und Sir Edmund Hilary geht die Erstbesteigung des Mount Everests zurück. Die Nepali nennen den Berg „Stirn des Himmels“, die Tibeter „Mutter des Universums“.